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Ein Update zu „Placebos, Drogen, Medikamente. Der schwierige Umgang mit Antidepressiva“

  • Jörg Lutzke
  • 12. Feb. 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 26. Feb. 2024

Padberg (2022) stellt in seinem Beitrag die aktuelle Forschungslage zu Antidepressiva im Kontrast zur veröffentlichten Meinung dar. Laut einer Studie aus 2018 heißt es, dass in leichten, mittelschweren und nicht allzu schweren Fällen, Antidepressiva keine größeren Effekte als Placebos erzielen würden. Die Chance auf einen pharmakologischen Effekt der Behandlung liegt bei einem/einer Patient/in bei ca. 14%. Es wurde festgestellt, dass auch bei einer Analyse auf der individuellen Ebene der Unterschied zwischen einem Placebo und einem Antidepressivum klein ist, auch wenn die Annahme, Antidepressiva wirkten bei schweren Depressionen stärker, nicht vollkommen falsch ist. Es stellt sich die Frage, wie klinisch relevant der Unterschied ist und wie er entsteht. Beispielsweise könnte er daher rühren, dass Patient/innen Nebenwirkungen des Antidepressivums verspüren und dann wissen, dass sie das Medikament und nicht das Placebo erhalten haben. Die Wahrscheinlichkeit, auf die Behandlung mit einem Antidepressivum gut anzusprechen, liegt bei 15% - was sich mit der Aussage aus 2018 deckt. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch auch, dass es bei 85% der Patient/innen keinen Unterschied macht, ob sie ein Antidepressivum oder ein Placebo erhalten.

Bis zu 80% der Bevölkerung glauben, Depressionen würden durch ein Ungleichgewicht des Neurotransmitters Serotonin im Gehirn ausgelöst werden. Eine umfassende Übersicht der Hauptstränge der Serotonin-Forschung weisen jedoch darauf hin, dass für diese Annahme keine überzeugende Evidenz existiert, dennoch hält sich die Serotonin-Hypothese.

Wenn ein/e Patient/in vor der Entscheidung steht, Antidepressiva einzunehmen, sollte ihm/ihr bewusst sein, dass es keine Belege dafür gibt, dass die Medikamente ein Neurotransmitter-Ungleichgewicht ausgleichen. Zudem gibt es kaum Daten zu ihrer Wirkung und die Sicherheit bei Langzeiteinnahmen. Außerdem ist nicht klar, wie sich die Antidepressiva auf das Gehirn auswirken.

Die Einnahme eines Antidepressivums ist mit vielen Nebenwirkungen verbunden. Beispielsweise berichten 70% beider Geschlechter, dass die sexuelle Lust abnehme. Außerdem kann es zu Gewichtssteigerungen, Übelkeit, Benommenheit oder Müdigkeit kommen. Auch haben viele Patient/innen Schwierigkeiten beim Absetzen der Antidepressiva. Die Absetzsymptome können bis zu mehreren Jahren anhalten und haben z.T. Ähnlichkeiten mit den Symptomen der Depressionen, weshalb sie häufig für eine Wiederkehr der Symptomatik gehalten werden. Deswegen sollten Antidepressiva niemals abrupt und ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden.

Zusammenfassend: Es existieren Hinweise auf eine überdurchschnittliche Linderung depressiver Stimmung durch Antidepressiva , jedoch empfinden manche Patient/innen jedoch eine unangenehme emotionale Abstumpfung . Es können Nebenwirkungen wie sexuelle Unlust, Übelkeit und Müdigkeit auftreten. Die Chance, dass ein/e Patient/in auf die Behandlung mit einem Antidepressivum abspricht, liegt bei ca. 15%. Depressionen können durch Antidepressiva gelindert, jedoch nicht geheilt werden.


Padberg, T. (2022). Wie spricht man mit Klient*innen „empirisch richtig“ über Antidepressiva? Ein Update zu „Placebos, Drogen, Medikamente. Der schwierige Umgang mit Antidepressiva“. Psychotherapeutenjournal, 3, 324-330

 
 

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